neue Sachen

Es gibt einige neue Einträge in der Rubrik »Werk«, so z. B. Cavatina (2023) für gemischtes (in diesem Falle historisch-modernes) Bläserensemble und insbesondere ein neues Solostück für Bassflöte, das Evelin Degen Anfang Januar im Rahmen der traditionellen Folkwang-Dozentenkonzerte aus der Taufe heben wird (mehr Infos zu gegebener Zeit). Das Stück ist eine ›kompositorische Lektüre‹ eines Madrigals von Cypriano de Rore: »O sonno«.

 

Programmtext: O sonno beruht auf dem gleichnamigen Madrigal von de Rore und entstand im Anschluss an einen intensiven analytischen Austausch, den ich von Dezember 2022 bis Februar 2023 mit Anne Smith über eben dieses Stück von Cypriano geführt habe. Mich reizte der Ansatz, die historische »alla bastarda«-Diminutionspraxis in Kontexte zeitgenössischer Komposition zu projizieren; zu ihrer Umsetzung schien mir die Bassflöte aufgrund ihres Umfangs und ihrer spieltechnischen Möglichkeiten in besonderem Maße geeignet. Ich verstehe meine Version von O sonno als Versuch einer ›kompositorischen Lektüre‹, in der die analytische Interpretation eines Stückes Alte Musik, die Auseinandersetzung mit einem ›zeitlos gültigen‹ Text und die Suche nach adäquaten, von der kompositorischen Gegenwart her gedachten Darstellungsformen ein vielschichtiges Spannungsfeld generieren. Im Verlauf des Arbeitsprozesses erwies sich die Suggestion von Polyphonie als besondere technische Herausforderung und Inspirationsquelle zugleich. Die auszugsweise Übertragung des vierstimmigen Originalsatzes auf die Flöte erforderte die Erfindung spezieller ›Scan-Techniken‹, die ihre Spuren in der stellenweise ungewöhnlich komplexen Notation des Stückes hinterlassen haben.